Sonnenaufgang 2020 auf der A 81, Sonnenaufgang 1872 an der Seine. Fast 150 Jahre liegen zwischen der Fotografie vom Gründonnerstag und dem Bild von Claude Monet. Die Sonne ist dieselbe.
Wie sich die Bilder ähneln: ein roter Feuerball, gerade über der Horizontlinie aufgegangen, der Himmel im bläulichen Dunst, der in ein gelbliches Orange übergeht. In den Rücklichtern der Autos scheint sich die Sonne zu vervielfachen, wie sie sich im Wasser der Seine spiegelt.
Dort sind es die Boote, die langsam dahintreiben. Vielleicht wird gefischt, vielleicht werden Waren von hier nach dort gebracht, so wie es die Lieferwagen auf der Autobahn tun. Die beginnende Industrialisierung im Hintergrund am anderen Ufer und die Straße hier, die, man ahnt es, durch eine süddeutsche Industrielandschaft führt. Es ist wie bei zwei gleichen Bilder in Kinderzeitschriften, wo Unterschiede gesucht werden müssen, nur hier ist es umgekehrt: Es sind die Gemeinsamkeiten, die gefunden werden.
Eine fast meditative Ruhe ist in beiden Bildern, eine Ruhe, die gleichzeitig eine langsame Bewegung in sich trägt.
Der bläuliche Dunst und das intensive Rot werden sich in wenigen Momenten auflösen, ihr Farbenspiel verändern und den Tag und das Licht freigeben.
Es ist Ostern.
Zeit für Transformation.
Bildquelle Claude Monet: http://www.wikipedia.org